DAG

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Driften

Dag in der Moschee

Florian Malzbacher, Frankfurter Rundschau, 30.05.2001

Linien und Flächen, Verdichtung und Lichtung, Offenheit und Rahmung, Farbe und Schwarzweiß. Die Bilder des Berliner Künstlers DAG leben vom formalen Kontrast. Schablonierte Formen werden durch krakelige Knäuel konterkariert, aber auch pointiert, geraten aus dem Gleichgewicht oder bilden ein neues. Zuweilen klammern kurze Querstriche lange saitenartige Linien: Als gelte es, etwas zusammen zu halten, was doch wieder auseinander driftet.

Kandinsky scheint der eine Pol dieser Arbeiten, Jackson Pollock der andere. Von ihm mag auch die Verweigerung einer eigenen Handschrift kommen: Die Flächen und Punktelemente sind oft mit Schablonen gearbeitet. Oder gar aufgeklebte Fertigteile. Auch die Linien von Hand mehr an zufallsbetonte Dripping-Techniken angelehnt als an eine konzentrierte, kalkulierte Linienführung. Acrylflächen stehen gegen Filzstiftlinien, gegen Tipp Ex, Edding und Bleistift.

Dieses widersprüchliche Spektrum wird sehr deutlich in den Arbeiten der Videokünstler Vanish RGB, Visomat, Safi Sniper, Rechenzentrum, die ebenfalls Bestandteil der Ausstellung sind: Sie unterstreichen den Materialcharakter gegenwärtiger Kunst indem sie aus einem Pool von Bildern DAGs herausgreifen, was sie interessiert, indem sie Akzente setzen und zugleich Lesarten vorschlagen.

Die Arbeiten, die Asim Chugtai für für den Ausstellungsraum moschee™® in Offenbach zusammengestellt hat, verweisen auf DAGs künstlerische Herkunft: Clubs, Graffiti und Comics sind der Hintergrund seiner Bilder. Oft inspiriert von Musik. DAG samplet und loopt, erstellt Cover-Versionen, scratcht und überblendet. Rhythmen werden aufgebaut und unterbrochen. Die Ordnung, die diese Arbeiten aufbauen wollen, zerstört sich immer wieder selbst oder muss zerstört werden. Chaos als Prinzip.

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